Zauberflöte - Interview mit Frank Nimsgern
Frank Nimsgern teilt Einblicke in die kreative Entstehung des Musicals "Zauberflöte", seine persönlichen Inspirationen und die Herausforderungen bei der Neuinterpretation Mozarts Werk.
Das Musical "Zauberflöte" feiert am 12. April 2024 Weltpremiere im Deutschen Theater in München. Frank Nimsgern hat aus der berühmten Oper ein Musical geschaffen, das ab Mai 2024 dann auch im Festspielhaus Neuschwanstein in Füssen zu sehen sein wird.
Noch vor der Uraufführung haben wir einen Aufruf über Social Media gestartet, Fragen an den Komponisten zu stellen. Sabine Stief und Tobias Berger vom Förderverein des Festspielhauses Neuschwanstein haben die eingesandten Fragen und einige mehr an Frank Nimsgern gestellt.
- Lieber Frank, wie kam es zu der Idee, die berühmte Oper "Zauberflöte" als Musical auf die Bühne zu bringen?
- F.N.: Das ist ganz einfach: Es war die Idee von Theaterdirektor Benjamin Sahler. Dieses Musical war sein großer Traum. Er ist immer auf der Suche nach Ideen und Inspirationen, welche Stoffe die Menschen eventuell gerne sehen möchten. Das Werk ist optimal, es ist ja auf eine gewisse Weise eine Revue und ist konzipiert als ein fantastisches Märchen.
- Was ist dein persönliches Highlight in der Show?
- Das kann ich euch erst nach den Previews sagen. Zur Zeit sind wir alle im Tunnel. Aber der Song "Sakrileg" von der Königin der Nacht hat schon eine sehr spezielle Qualität.
- Wie lange hast du an der Musik gearbeitet?
- Insgesamt 16 Monate! 1000 Dank auch an Aino Laos, die wunderbar mit mir viele Songs neu entwickelt hat.
- Hattest du Respekt vor der Vertonung dieses Stoffes?
- Unvergessen sind meine Erinnerungen an meinen ersten Besuch der Oper von Mozart: Die Zauberflöte: die phantasiereiche, lustige, tragische, kosmische, geheimnisvolle Geschichte ließ mich mit weit aufgerissenen Augen der Handlung folgen. Die Musik gab mir den Eindruck, schon vor den gesprochenen oder gesungenen Worten Stimmungen, Charaktere und Situationen zu erkennen. Diese Oper empfand ich wie einen Film! - dessen Aussage und musikalische Substanz sich mir bis heute immer wieder neu und von Mal zu Mal vielfältiger erschließt. Diese Inspirationen haben – unbewusst – mein Leben beeinflusst: Die Dimension „Musik“ eröffnet mir immer wieder neue Welten und Möglichkeiten. Die Auseinandersetzung mit dem Thema „Zauberflöte“ habe ich seit langem im Kopf und wage es, mich mit dem „Sound meiner musikalischen Welt“ dem Geiste Mozarts zu nähern und ein Phantasiekino über das Erwachsenwerden und der Auseinandersetzung zwischen dem scheinbar Guten und dem scheinbar Bösen wie einen Sonnenkreis des Yin und Yang zu kreieren. Basis ist das Original, daraus entwickelt sich mein filmisches, kaleidoskopartig erweitertes Kopfkino. Jeder Szene meiner Komposition habe ich eine eigene musikalische Farbe, ein eigenes musikalisches Spektrum und eigene Harmonien gegeben. Und wenn ich das ein oder andere Mal Mozart zitiere, geschieht es mit einer tiefen Verneigung und der Hoffnung, auch die ein oder anderen großen Augen verursachen zu können, wie sie Ingmar Bergman so strahlend in seinem Film eingefangen hat.
- Welche Rolle war bei der Vertonung eher leichter und welche eher schwerer?
- Natürlich die Rollen, wo jeder die bekannten Songs kennt. Papageno und Königin der Nacht. Leichter war für mich Sarastro und die Feuerwasserprüfung, weil es da kein wirkliches Vorbild gab.
- Hattest du beim Schreiben des Stückes schon einzelne Rollen in Gedanken besetzt? Zum Beispiel Katja Berg als Königin der Nacht, die ja bereits mehr als 500 Vorstellungen deiner Werke wie "QI" oder "Hexen" gespielt hat.
- Ja, natürlich hat man das, aber ich werde jetzt keinen Namen nennen, weil irgendeinen vergess ich wieder und dann ist man gekränkt. :-)
- Welche Unterschiede wird es zur Oper von Mozart und Schikaneder geben?
- Im Mittelpunkt sollte unbedingt die Geschichte stehen. Auf keinen Fall wollte ich versuchen, Mozarts Musik zu verbessern oder zu modernisieren. Das würde nicht funktionieren. Die Musik von Mozart ist genial. Da geht man nicht ran. Was nicht heißt, dass manche Hit-Motive von Mozart neu von mir verarbeitet worden sind. Darum ist die Musik zu 95 Prozent neu, aber die Story ist die gleiche, nur modern interpretiert. Also, die Basis-Story ist das Original. Dann entwickelte sich mein filmisches, Kaleidoskop-artiges Kopfkino. Und danach habe ich versucht, jeder Szene meine eigene musikalische Farbe und ein eigenes, neues stilistisches Spektrum zu geben.
- Worauf dürfen wir uns beim Bühnenbild freuen?
- Fantasievoll, modern, zeitlos - und es muss eine Kompatibilität mit dem deutschen Theater München und dem Festspielhaus geben.
- Werden bekannte Melodien der Oper im Musical mit verarbeitet?
- Der Hölle Rache, der Vogelfänger, ein Mädchen oder Weibchen, vier Takte der Ouvertüre und einige Mini-Leitmotive versteckt im Arrangement. Wer sie alle findet, bekommt von mir eine Flasche Champagner.
- Was verbindest du mit dem Festspielhaus Neuschwanstein in Füssen?
- Seit unserem „Ring“! Ein fantastisches Theater mit unfassbaren Möglichkeiten, extrem netten Menschen, enthusiastischem Publikum. Ein magischer Ort. Ich bin sehr dankbar, hier arbeiten zu dürfen.
Vielen Dank lieber Frank für die Beantwortung der Fragen. Wir wünschen dir und dem gesamten Team eine tolle Premiere mit "Zauberflöte"!
Ebenfalls Danke an Sabine Stief für die Organisation des Interviews.
Bilder: Frank Nimsgern ©Frank Nimsgern, Veranstaltungsplakat ©Deutsches Theater