Hundertwasser - Interview mit Noah von Rom
- Das Musical "Hundertwasser" wird ab dem 12. Juli 2024 erneut im Festspielhaus Neuschwanstein in Füssen zu sehen sein.
- Wieder dabei ist auch Noah von Rom, der als Nachwuchskünstler schon bei der Uraufführung 2022 die Rolle des jungen Friedensreich Hundertwasser verkörperte. Nicht nur in dieser Rolle ist Noah dem Festspielhaus Publikum bekannt, er stand auch schon in vielen anderen Produktionen wie Ludwig2, Zeppelin, Wemmicks und einigen mehr in größeren und kleineren Rollen auf der Bühne.
- Lieber Noah, stell dich doch bitte kurz vor
- Mein Name ist Noah von Rom, ich bin 16 Jahre alt, werde bald 17, und bin jetzt mittlerweile seit mehr als 6 Jahren hier an unserem Haus. Mit ungefähr 4 Jahren stand ich zum ersten Mal auf der Bühne und habe sofort gespürt, dass ich hier mein Zuhause gefunden haben. Für mich bedeuten diese Bretter nicht nur die Welt sondern alles. Ohne sie könnte ich nicht leben.
- Wie kam es dazu, dass du so jung schon auf der Bühne standest?
- Zum Festspielhaus selber bin ich durch meine Gesangslehrerin Angelika Maier gekommen, in deren Showensemble „Joy Of Voice“ ich meine ersten Erfahrungen gesammelt habe und bei der ich seit 7 Jahren Gesangsunterricht habe. Und zum ersten Mal auf der Bühne stand ich mit 4 Jahren. Meine Mum leitete damals ein kleines Theater in Memmingen und ich bin stolz im Haus rum gelaufen und habe allen erzählt, dass meine Mama hier die Chefin ist :) Und dann während der Generalprobe bin ich einfach auf die Bühne gegangen, so selbstbewusst wie man eben mit 4 Jahren ist und habe dem eigentlichen Moderator den Text weggenommen und die Show moderiert. Den Text hatte ich während der Proben heimlich auswendig gelernt. Das war meine Geburtsstunde auf der Bühne.
- Was verbindest du mit dem Festspielhaus Neuschwanstein?
- Das Festspielhaus trägt und wird auch an dem Tag an dem ich es mal verlassen werde, einen großen Platz in meinem Herzen tragen. Ohne das Festspielhaus und die wundervollen Menschen, die es zu meiner Heimat und meinem Sehnsuchtsort gemacht haben, hätte ich womöglich nie die Liebe und Bestimmung zum Musical entdeckt. Ich bin allen so dankbar, für all die Chancen und Möglichkeiten, die sie mir gegeben haben und dass sie dabei immer an mich glauben und mir vertrauen. Kein anderes Haus vertraut so auf seine jungen Talente und dieses Gefühl der Unterstützung ist einfach unbeschreiblich und einmalig an diesem Haus. Vor allem ein paar Leuten möchte ich ganz besonders danken: Leonie Breker (die nicht nur gefühlt Technikerin, Regieassistentin, Kinderbetreuung und so weiter ist, die Liste ist lang :), ohne sie würde nichts am Haus laufen, sie hält den Laden zusammen! Stefanie Gröning, die insbesondere auch bei unseren Academy Produktionen alles auf ein höheres und professionelleres Niveau bringt, und uns gleichzeitig auch vertraut Dinge selber zu erarbeiten, wofür ich ihr sehr dankbar bin. Und selbstverständlich Janet Chvatal, ich würde sagen sie ist meine Mentorin, bei der ich so unfassbar viel lernen durfte, für die herzensgut eine Untertreibung ist und mit der ich an vielen Projekten arbeiten durfte und auch in Zukunft - so viel darf ich verraten - arbeiten werde.
- Was war deine bisher schönste Bühnenerfahrung?
- Da muss ich ehrlicherweise gar nicht lang überlegen. Das war an meinem 12. Geburtstag, als ich spontan als kleiner Ludwig eingesprungen bin. Denn eigentlich war ich bei einer Schwanenprinz-Probe und habe meine Schuhe im Festspielhaus vergessen - ich bin dafür bekannt meine Wertgegenstände im Haus zu vergessen, damals wie heute :) - und dann hieß es auf einmal der kleine Ludwig ist nicht da, du musst einspringen, ungefähr 45 Minuten vor Showbeginn. Ich hab natürlich nicht überlegen müssen und bin sofort in die Maske, habe Soundcheck gemacht, mich angezogen und war 10 Minuten vor Showbeginn auf Stand By. Lange Rede kurzer Sinn: Nach dem Schlussapplaus stimmte Matthias Stockinger Happy Birthday an und das ausverkaufte Haus sang mit. Ein Moment der für immer bleibt und der schwer zu toppen sein wird.
- Wie kam es dazu, dass du den jungen Hundertwasser spielen durftest?
- Sehr unerwartet tatsächlich. Denn eigentlich war ich „nur“ im Kinderensemble. Doch Dirk Schattner, der Regisseur und mittlerweile ein sehr guter Freund, hat sich spontan entschieden den Jungen Hundertwasser in einer kleinen Szene einzubauen und hat mich daraufhin gefragt, ob ich diesen Part übernehmen möchte. Ich hab mich sehr über diese sehr spontane Anfrage gefreut, da ich zum ersten Mal in einer Rolle keinen Sprechtext hatte und nur mit meiner Gestik und Mimik arbeiten durfte. Eine sehr spannende und wichtige Erfahrung. Und wie sich später gezeigt hat, war es ein bisschen Schicksal, dass Dirk und ich uns getroffen haben. Denn er suchte seit einem halben Jahr nach einer Besetzung für die Hauptrolle in der deutschen Uraufführung der Oper „Village“ in Hamburg. Vier Monate später ging es für mich dann für 1 Woche nach Hamburg und ich habe unvergessene Momente erleben und tolle Darsteller treffen dürfen. Ein wichtiger Moment in meiner jungen Laufbahn, da ich zum ersten Mal in einer Oper gesungen habe und die Entscheidung getroffen habe definitiv in die Richtung Musical, Oper und Film nach meinem Abi zu gehen. Bestenfalls in Amerika.
- Gibt es denn eine Traumrolle, die du gerne einmal spielen möchtest?
- Da gibt es tatsächlich einige. Wenn ich mich jetzt für drei entscheiden müsste, die ich mein Leben lang ausschließlich spielen dürfte, dann wäre das wahrscheinlich Tony aus West Side Story, am liebsten am Broadway, Graf von Krolock aus dem Tanz der Vampire und natürlich König Ludwig nicht nur als Kind sondern irgendwann als Erwachsener. Das habe ich mir zum Ziel gesetzt, eines Tages ganz authentisch sagen zu können „es ist eine lange Zeit vergangen vom kleinen Prinzen der mit seinen Bauklötzen spielte bis hin zum König von Bayern, der das Schloss der Zukunft baut.“
- Hast du Vorbilder auf der Bühne?
- Das Festspielhaus bietet jungen Darstellern nicht nur die Möglichkeit sich zu zeigen sondern vor allem auch mit großen Namen spielen zu dürfen. So durfte ich schon mit Mark Seibert, Jan Ammann, Pia Douwes, Uwe Kröger und vielen weiteren auf der Bühne stehen. Aber um ehrlich zu sein gibt es vor allem einen Darsteller der die Menschen und mich mit seinem Spiel und seinem Gesang so berührt wie kein anderer und das ist Jan Ammann. Als ich ans Haus kam als kleiner Junge und auf einmal dieser muskulöse Riese vor mir stand, habe ich mir gesagt, ich möchte auch so werden wie der. So groß wie Jan werde ich nicht werden, aber zumindest die gleichen Rollen wie er einmal spielen zu dürfen, ist immer noch ein großes Ziel. Vor allem ist Jan für mich nicht nur der herausragendste aller deutschen Musicaldarsteller, er ist ein unfassbar toller Mensch. Und so klingt es etwas surreal und macht mich auch ein bisschen stolz sagen zu können, dass er nicht mehr nur mein Idol ist sondern ein enger Spielpartner und Freund. Jeden Moment mit ihm auf der Bühne genieße ich und ich hoffe dass davon noch einige folgen werden.
- Wie läuft ein typischer Showtag für dich ab?
-
Das ist tatsächlich sehr unterschiedlich und kommt immer darauf an welche Rolle ich gerade spiele und wie oft ich auf der Bühne stehe.
Grundsätzlich bin ich immer 1 1/2 bis 2 Stunden vor der Show da, manchmal sogar 2 1/2 (z.B bei Wemmicks für den Soundcheck).
Dann stehen Soundcheck, Maske, Stellprobe und Umziehen an der Tagesordnung, ehe es auf die Bühne geht.
Ich bin jemand der gerne vor der Show nochmal seine Wege auf der Bühne durchgeht und sehr früh bereits auf der Seitenbühne ist,
um die Atmosphäre aufzusaugen und komplett in meine Rolle einzutauchen. Das bedeutet, dass ich bereits 15 Minuten vor Showbeginn voll
und ganz in meiner Rolle bin, um die Emotionen und Texte auf den Punkt und mit hoher Genauigkeit darstellen zu können.
Ich möchte dem Zuschauer die bestmögliche Show bieten und ihn wenigstens für ein paar Stunden vom teils harten Alltag und der Realität befreien.
Wir Künstler haben die Aufgabe uns um die Seelen und Emotionen der Zuschauer zu kümmern, da dies zu wenige tun, unabhängig davon die wievielte Show wir gerade spielen und zum wievielten Mal ich diese Zeilen schon gesprochen habe. Wir sind es den Zuschauern schuldig, dass es so klingt als wäre es das erste mal.
Deswegen tue ich all das an einem Showtag, das mir das Gefühl gibt den größtmöglichen Fokus zu erreichen, um die Rolle nicht zu spielen, sondern zu leben. Und selbstverständlich habe ich wie es sich für einen Künstler gehört auch eine kleine Macke: ich esse ab drei Stunden vor Show nichts.
Gibt es dafür einen plausiblen Grund? - Nicht wirklich.
Ist es mir trotzdem wichtig? - Definitiv.
Künstler halt, ergeben nicht immer Sinn, aber das müssen sie auch nicht, sonst wären wir Politiker geworden. Wobei die auch nicht immer Sinn ergeben :) - Vielen Dank lieber Noah für diese tollen Antworten! Wir wünschen Dir ganz viel Erfolg und dass du deinen Traum erfolgreich verwirklichen kannst.